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Einige von euch kennen meine Arbeiten, einige auch mich persönlich. Mit diesem Beitrag lade ich Euch nun ein, mir bei der Umsetzung von unterschiedlichen Druckprojekten von Anfang bis Ende über die Schulter zu schauen. Bei den Projekten handelt es sich um einen Kalender und ein Künstlerinnenbuch.

Meine Berichte sind in folgende Abschnitte unterteilt, die ihr nacheinander oder willkürlich ergründen könnt

KALENDER

  1. Illustration (Textrecherche, Skizzen auf Papier und Digitalisierung)

    1.2. ProCreate Time-lapse

  2. Layout (Vorbereitung der Illustrationen für den Siebdruck)

  3. Druckvorbereitung (Siebbelichtung, Farbe)

  4. Druck

  5. Druckweiterverarbeitung und fertiges Ergebnis

BUCH

  1. Druckvorbereitung

  2. Druck

  3. Ergebnis

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Schulterblick!

 
 

Vor einiger Zeit wurde ich gebeten einen Kalender zu einer Sammlung von Texten und Gedichten von Kindern anzufertigen. Diese stammen aus dem Archiv für Kindertexte „Eva Maria Kohl“ der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Die Texte sind wunderbare kleine Geschichten und Gedichte von Kindern aus dem Archiv von “Eva Maria Kohl”. Die Auswahl fiel mir deshalb nicht leicht. Bei der Umsetzung des Projektes wurde mir freie Hand gelassen. Ich durfte nicht nur auswählen, welche Texte bzw. Gedichte ich illustrieren würde, sondern auch frei illustrieren und wählen welche Drucktechnik Verwendung finden würde. Aufgrund der Auflagenhöhe (50 Stück) und der Anzahl der zu druckenden Motive (12, plus Titel, plus Impressum) entschied ich mich für Siebdruck.

Nach einer ersten Auswahl von 12 Texten und Gedichten begann ich mit meinen Entwürfen. Dafür nutze ich Papier und Bleistift. Hin und wieder tauschte ich Texte und Illustrationen aus. In der nachfolgenden Fotostrecke könnt ihr meine Skizzen sehen. (Wenn ihr auf die einzelnen Bildfelder klickt öffnet sich eine Großaufnahme)

Ich entschied mich Neuland zu betreten und die Illustrationen digital weiter zu bearbeiten. Eine ziemliche Herausforderung für mich, die es gewohnt ist analog und direkt am Material zu arbeiten. In Hinblick auf den abschließenden Druckprozess sollte es mir helfen, die einzelnen Motive einfacher vorzubereiten. Die fertigen Rohskizzen scannte ich ein und importierte sie in ein Grafikprogramm.

Da der Kalender von Hand gefertigt werden sollte, bot sich als geeignetes Verfahren der Siebdruck (LINK!!) an. Wie in den meisten analogen Druckverfahren, muss auch bei diesem für jede jede Farbe eine separate Form angefertigt und separat gedruckt werden. Aufgrund der Vielzahl an Motiven (12 Kalenderblätter und jeweils ein Titelblatt und ein Blatt mit dem Impressum) und der Auflagenhöhe war schnell klar, dass ich mich bei meinen Illustrationen auf lediglich zwei Farben beschränken würde. Diese beiden Farben würden durch ihre Transparenzen in den Überlagerungen eine Mischung ergeben. Die Wahl viel dabei auf die Kombinationen von Rot und Gelb, Gelb und Blau und auf Blau und Rot. Im Beispiel unten seht ihr das Motiv zum Oktober zu einem Gedicht über einen Drachen. Hier verwendete ich die Farben Rot und Blau, die sich zu einem Violett mischen, wenn sie sich überlagern. Wie man hier gut erkennen kann, liegt im Hintergrund der Datei der Scan meiner Rohskizze. Darüber kann man, wie mit Transparentpapier einzelne Ebenen anlegen in denen man arbeiten und die man je nach Belieben abstellen, verschieben, transparenter machen kann. Hier sind auch schon die einzelnen Farbformen, in der Separation zu Schwarz zu sehen. Diese werden für die Belichtung der Siebe benötigt. Aber dazu mehr im Abschnitt Druckvorbereitung.

 
 

Im Folgenden seht ihr Timelapse Videos vom Umsetzungsprozess der Illustrationen in ProCreate.

Jeder Arbeitsschritt wird vom Programm gespeichert und ergibt ein Film vom gesamten Prozess der Illustration.

 
 



 

 
 

Nun, da alle Illustrationen gefertigt waren, mussten die Bilder und Texte kombiniert werden. In jeder Illustration wurde dafür ein Bereich von Anfang an mitgedacht und frei gehalten. Anfänglich hatte ich geplant, handschriftlich zu arbeiten. Doch im Sinne der Lesbarkeit habe ich mich letztendlich auch hier für die digitale Variante und die Schrift Barlow entschieden. Im Layoutprogramm InDesign fügte ich die Texte ein, bearbeite sie und entschied hierbei auch die Farbe, in der die Schrift und das Kalendarium gedruckt werden sollte.

Jetzt wird es kompliziert - denn nun folgte ein Arbeitsschritt der enorm viel Konzentration benötigt, die sogenannte Bogenmontage. Bei der Bogenmontage handelt es sich um die Vorbereitung der Vorlagen für die Filmbelichtung. Hierfür müssen die einzelnen Farbformen vorab separiert in reines schwarz umgewandelt und so angelegt werden, dass es beim Druckprozess später alles passt und es keine Probleme gibt.

Um den eigentlichen Druckvorgang etwas zu vereinfachen, beabsichtigte ich immer zwei Motive mit einem Sieb zu drucken. Dafür musste ich aber vorher genau klären, welche Motive in welchen Farben erstellt werden und die Anzahl der Kombinationen musste durch zwei teilbar sein. So ergab sich eine Anzahl von 4 Motiven je Farbkombination. (Als einzige Ausnahmen wurde das Kalenderblatt und der November in 3 Farben angelegt.) Um dann später nicht doch noch durcheinander zu kommen, habe ich mir alle montierten Bögen ausgedruckt und gekennzeichnet.

Hier müssen wir nun einen kleinen Schritt zurück gehen (und gleichzeitig einen Schritt vorweg), denn bevor ich mit den digitalen Illustrationen und dem endgültigen Layouten beginnen konnte, waren vorab noch ein paar Tests notwendig. Es musste geprüft werden, ob meine Idee und die Illustrationen im Siebdruck umsetzbar waren, welche Schrift geeignet wäre und ob das gewählte Papier meinen Vorstellungen und den Ansprüchen am Druck entsprach.

 
 

Natürlich waren alle bisher erläuterten Schritte auch Vorbereitungen für den finalen Druck, aber in den folgenden Abschnitten soll es um die unmittelbaren Schritte vor dem Druck.

Wie schon mehrfach erwähnt benötigt man für den Siebdruck Siebe (daher auch der Name). In der Regel bestehen sie aus einem leichten Metallrahmen aus Aluminum. Es gibt aber auch Varianten aus Holz, Pappe oder anderen Materialien. Dieser Metallrahmen wird straff mit einem Gewebe bespannt, das je nach Motiv und bedrucktem Material unterschiedlich dicht ist. Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten das Motiv auf das Gewebe zu übertragen, ich schildere hier nur, die von mir verwendete Variante. (Wenn ihr Interesse an den anderen Varianten habt, schaut doch einfach mal im Atelier vorbei.) Für dieses Projekt wurde das Gewebe in einer Dunkelkammer mit einer lichtempfindlichen Emulsion beschichtet. Für die anschließende Belichtung habe ich vorab Filme erstellt. Darauf finden sich die jeweiligen Farbauszügen, die vorher in schwarz umgewandelt wurden. Diese schwarzen Stellen sind lichtundurchlässig und das Sieb, bzw. die Emulsion wird an dieser Stelle nicht belichtet. Es härten also nur die Stellen aus, auf die das Licht trifft. Nach der Belichtung wird das Sieb ausgewaschen und die nicht belichteten Stellen freigelegt. An diesen Stellen bleibt das Gewebe durchlässig für die Farbe. Man kann sich das ungefähr so vorstellen, als hätte man eine Schablone angefertigt.

 
 

Durch den Lockdown konnte der Druck noch nicht realisiert werden. Ich hoffe, dass es alsbald wieder möglich sein wird und vervollständige diesen Beitrag. Stay tuned

Solange müsst ihr wohl oder übel mit den Illustrationen vorlieb nehmen.

 
 
 
 

Schön, dass Ihr immer noch dabei seid. Denn nun möchte ich euch ein weiteres Projekt vorstellen, dass ebenfalls 2020 entstanden ist. Ein Druckprojekt zum rekursiven Volkslied “Ein Mops kam in die Küche”.

Wie schon bei meiner Darstellung des Kalenderprojekts ist auch diese in unterschiedliche Bereiche unterteilt:

  1. Druckvorbereitung

  2. Druck

  3. Ergebnis

Auch diesmal wünsche ich euch viel Spaß beim Schulterblick!

 
 

So wie mein Kalenderprojekt entstand es in einer analogen Drucktechnik, dem Linolschnitt. Ist das Siebdruckverfahren ein Durchdruckverfahren, so ist der Linolschnitt ein Hochdruckverfahren. Genau wie im Siebdruck muss für jede Farbe eine gesonderte Form erstellt werden. Bei meinem Projekt arbeitete ich jedoch nur in schwarz-weiß und es musste nur eine Form erstellt werden. 

Als Vorlage wählte ich den Text des Volksliedes “Ein Mops kam in die Küche”. Da dieses Lied rekursiv ist, also endlos, war meine Intension auch den Druck und somit das Buch in dieser Form zu gestalten. Die Leporellofaltung ist dafür ideal geeignet. Ich legte das Format fest und begann mit der Illustration. Diese musste so gestaltet werden, dass die Einzelnen Segmente am Ende sowohl auf den einzelnen Seiten als auch im Gesamtbild ein stimmiges Motiv ergeben. BILDER ILLUSTRATIONSVORGANG!!?? (Bei dem Lied “Ein Mops kam in die Küche” handelt es sich im übrigen um ein Studentenlied, dessen Verfasser unbekannt ist. Die Melodie jedoch stammt aus “Carnival of Venice” des französischen Komponisten Jean-Baptiste Arban.)

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Linolschnitt anzufertigen. Auch verschiedene Varianten, das Motiv auf das Duckmaterial zu übertragen. (Einige sind hier LINK!!! aufgeführt.) In diesem Falle verwendete ich Transparentpapier. Dafür wird das Motiv zuerst abgepaust und anschließend mit dem “Gesicht” nach unten auf den Druckstock gelegt und das Graphit mittels eines Falzbeines auf das Linoleum abgerieben. Dadurch wird auch sichergestellt, dass das Motiv spiegelverkehrt erstellt wird. Denn dies ist eine der Besonderheiten des analogen Hochdruckverfahrens - die Druckform ist immer spiegelverkehrt zur geduckten Form. Anschließend ziehe ich die übertragenen Linien nochmals mit einem Marker nach und kann mit dem Schneiden beginnen.

Nun folgte der Prozess des Schneidens, bei dem die nicht druckenden Stellen weggeschnitten und die zu druckenden Stellen freigelegt werden. Dafür verwende ich diverse Linolschnittmesser, Cutter aber auch Nägel, Bohrer und andere Werkzeuge.

 
 
 
 

Nachdem alle Bereiche freigelegt waren fertigte ich ein paar Probedrucke an. Meistens sind einige Stellen nicht ausreichend bearbeitet oder wurden vergessen. Besonders bei einer großformatigen Arbeiten wie dieser. Dafür färbe ich die Druckform ein und mache ein paar einzelne Abzüge zur Ansicht. Danach bearbeite ich den Druckstock solange weiter, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. Im Beispiel unten sieht man, dass ich vergessen hatte, die hintere Vorderpfote des Mops' freizustellen.

Zum eigentlichen Druck erstellte ich noch einen Schuber, der ebenfalls vorher mit einem Linolschnitt bedruckt wurde.

 Ein weiteres Video vom Druckvorgang findet ihr hier.

 
 

Nachdem der Druck komplett getrocknet war, beschnitt ich die Bögen und faltete sie. Ebenso verfuhr ich mit den Bögen des Schuber.

Und hier seht ihr die fertige Arbeit.

 
 

Wenn ihr mehr erfahren wollt. Bleibt 38punkt treu. Wir stellen immer mal wieder neue Beiträge ein und ergänzen!